Das Restaurant „Zum Adler“

Orte des geselligen Verweilens

Adler

Adler

Hirschen

Hirschen

Dettenbühl

Dettenbühl

Ziegelhütte

Ziegelhütte

Im frühen 20. Jahrhundert gab es in Wettswil folgende fünf Restaurants, die für das gesellschaftliche Leben des Dorfes von Bedeutung waren:

Beim heissen Handwerk in der Handziegelei „zur Ziegelhütte“ sollten die Ziegler sich angeblich gern an einem kühlen Trunk erlabt haben. Während die „Ziegelhütte“ (an der heutigen Ettenbergstrasse 15) schon 1917 den Restaurationsbetrieb einstellte, wurde der nahe „Adler“ 1947 der Funktion als Wirtshaus enthoben. Heute existiert von all diesen Gaststätten einzig noch der „Hirschen“.

Solche Wirtschaften nahmen ihren Anfang in der Regel als bäuerlichen Nebenerwerb. Tatsächlich entpuppten sich die genannten Gasthäuser bei genauerer Betrachtung als ehemalige Bauernhäuser. Wie bei vielen anderen Gewerben auch, geschah es oft, dass mit der Zeit aus dem ursprünglichen Nebenerwerb der eigentliche Hauptberuf wurde. Dies galt vor allem dann, wenn damit gegenüber dem angestammten Beruf ein höheres Einkommen erzielt werden konnte.

Davon war man in Wettswil noch weit entfernt, als Harry Steinmann 1944 seine Stelle als hiesiger Lehrer antrat. Da waren „alle diese Wirtschaften“ mehr oder weniger grössere Bauernstuben. Die Wirte übten ihren Beruf natürlich, nicht wie heute üblich, im Vollamt aus. Nein, alle waren sie Bauern mit eigenem Grund und Boden. So waren diese Wirtschaften oft tagsüber geschlossen, weil die Leute besonders bei schönem Wetter hauptsächlich auf dem Feld arbeiteten. Ja, es kam nicht selten vor, dass man auch abends vor verschlossenen Türen stand. Einzig am Sonntag war immer Betrieb. Nicht etwa wegen dem Sonntagsbraten, den genossen alle zu Hause, sondern wegen des nachmittäglichen Nationalspieles, dem Jass. Das Kartenspiel war damals selbstverständlich den Vertretern des „starken Geschlechts“ vorbehalten. Gewöhnlich so um ein Uhr mittags, sah man die Bauern der Wirtschaft zu streben. Es war wichtig, keine Zeit zu verlieren, denn gegen halb sechs mussten die meisten für die Stallarbeit wieder zu Hause sein.

Wenn Feuerwehrübung war, oder wenn der Gesang- oder Schützenverein die jährlichen Versammlungen abhielten, dies erst noch an einem Samstagabend, ja, da ging es dann in den Wirtschaften schon hoch zu und her. Nicht selten begab sich der eine oder andere Bauer am Morgen, nach solch durchzechter Nacht, direkt zu seinem Vieh in den Stall, wohl in der richtigen Annahme, dass er dort am besten aufgehoben sei!

So waren diese Wirtshäuser weit mehr als Verpflegungs- und Raststätten: Sie bildeten – in Ermangelung geeigneter Alternativen – jahrzehntelang den Mittelpunkt des sozialen Dorfgeschehens, boten sie doch den Dorfvereinen mit ihren Säli und Gaststuben willkommene Räumlichkeiten zum Durchführen ihrer Aktivitäten. Vor diesem Hintergrund mag auch der Chronist des Gemeindevereins seinen Bericht des Jahres 1947 verfasst haben, in dem er leicht wehmütig anklingen lässt: Die Schliessung des Gasthauses „Zum Adler“ war sodann ein Dorfereignis, denn viele fröhliche Stunden haben unsere Dorfvereine und die Einwohnerschaft im kleinen Adlersaal erlebt. Die Tanztage an der traditionellen Wettswiler Chilbi oder die Abendunterhaltungen der Vereine auf jener soliden Bretterbühne mit dem lebensgefährlichen Holzrollenvorhand bleiben schöne Erinnerungen an Alt-Wettswil.

Der „Adler“ war seit ca. 1910 von Jakob und Emma Baur-Frei geführt worden und Sohn Jakob Baur-Vollenweider erinnert sich: „Einmal im Jahr war Metzgete und dreimal im Saal ein Tanzanlass. Dabei engagierten wir meistens ein 4-Mann Orchester von 14 bis 2 Uhr morgens!... Während des Zweiten Weltkriegs hatten wir oft militärische Einquartierungen. Mein Vater setzte jeweils alles daran, um es denen recht zu machen: In der Tenne waren die Pferde, im Saal die Mannschaft und in unserer Wohnung z.T. Offiziere untergebracht."


Standort

Schautafel 9, Adler, Ettenbergstrasse 13A

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